WIR HIER: Artikel von Geflüchteten und Menschen, die schon länger hier leben

Ein neues Leben

ZinaVon Zina Safoyan aus Armenien

Mein Name ist Zina. Ich bin 15 Jahre alt. In  meinem Artikel geht es um Ausländer in Deutschland allgemein und um meine Geschichte im Besonderen.
Die Gründe für Migration sind unterschiedlich. Viele Menschen suchen Arbeit, aber es gibt auch sehr viele Menschen, die ihre Heimat verlassen, weil sie dort verfolgt und unterdrückt werden und um ihr Leben fürchten müssen, oder weil sie aus Kriegsgebieten wie Syrien und Afghanistan fliehen. Im Jahr 2015 sind über eine Million Flüchtlinge nach Deutschland geströmt, aber der Weg hierher ist nicht einfach. Viele sind auf langen, beschwerlichen Umwegen zu Fuß gekommen, und manche haben einen Teil ihrer Familie auf der Flucht verloren.

Ich bin mit meiner Mutter nach Deutschland gekommen. Wir waren zwei Jahre unterwegs. Wir sind Jesiden. Jesiden haben keinen eigenen Staat und sind über viele Länder wie Armenien, Russland, Irak, Syrien und europäische Länder  verstreut. Häufig werden sie verdrängt und verfolgt.
Auf unserer Flucht sagte meine Mutter eines Morgens: ,,Zina, steh auf, wird sind in Deutschland!“ Ich konnte es nicht glauben; ich dachte, es sei ein Traum, aber nein, es war wirklich wahr. Deutschland war für mich vom ersten Moment an ein Traumland. Unsere erste Station war das Aufnahmelager Neumünster, doch schon am nächsten Tag wurden wir in das Flüchtlingsheim Wentorf geschickt, wo wir drei Monate blieben. Ich habe mich dort mit vielen Mädchen aus verschiedenen Ländern angefreundet. Wir wurden mit kostenloser Kleidung und Dingen für das tägliche Leben versorgt.
Einen Monat lang habe ich einen Deutschkurs besucht. Zu Weihnachten habe ich einen Schneemann und anderen Weihnachtsschmuck aus Papier gebastelt und in unser Fenster gehängt. Das wurde von vielen bewundert. Am letzten Tag in Wentorf hat mich die Büroleiterin gefragt, ob ich ihr meine Weihnachtsbasteleien geben würde. Ich habe es ihr gern zugesagt. Am nächsten Morgen – wir saßen schon im Bus – hörte ich die Büroleiterin nach mir rufen. Sie hatte mich überall gesucht und gab mir in letzter Minute viele Küsse, gute Wünsche für die Zukunft und eine Halskette mit einem Engel-Anhänger als Geschenk.
Unsere nächste Station war Bad Segeberg. Von dort wurden wir auf verschiedene Flüchtlingsunterkünfte verteilt. Als ich den Container in der Lawaetzstraße sah, in dem wir zukünftig wohnen sollten, fing ich an zu weinen. Zwei junge Männer, die mit uns angekommen waren, trösteten mich und sagten: „Zina, weine nicht. Alles wird gut!“ Und es stimmte.
Langsam wurde alles besser. Heute habe ich ein neues Leben. Ich gehe zur Schule und treibe Sport. Nach einem Deutschkurs im DAZ-Zentrum bin ich jetzt in der achten Klasse einer Gemeinschaftsschule. Seit etwa einem Jahr spiele ich Tennis und bin richtig gut geworden. Für mich ist jeder Tag schön. Ich lebe mit meiner Familie zusammen, ohne die ich nicht sein könnte, und ich danke Gott für alles. Ich danke auch Deutschland für alles, was für mich getan wurde. In Deutschland gibt es viele Chancen um voran zu kommen; man muss sie nur ergreifen.
Ich wünsche allen Menschen in Deutschland alles Gute, Glück, Gesundheit, und Frieden auf der ganzen Welt.

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