WIR HIER: Artikel von Geflüchteten und Menschen, die schon länger hier leben

Die Kurden


Von Fakhria Abdalla aus SyrienFakhria

Der Begriff „Kurd“ wurde im Mittelalter für Nomadenstämme benutzt, die weder Araber noch Türken waren. Die Kurden leben in verschiedenen Ländern, die meisten von ihnen in Syrien, Irak, Iran und in der Türkei, große Gruppen aber auch in Aserbaidschan, in Armenien und Libanon. Ihr Hauptsiedlungsgebiet wird als Kurdistan bezeichnet. Die geschätzte Anzahl von Kurden liegt zwischen 25 und 30 Millionen Menschen. Die meisten Kurden leben in der Türkei - etwa 1/5 der gesamten türkischen Bevölkerung sind Kurden, also etwas über 13 Millionen.

Die Kurden haben, obwohl sie unterschiedliche Sprachen sprechen, eine eigene Identität. Trotz oder wegen der verschiedenen nationalen, religiösen und sprachlichen Zugehörigkeiten verstehen die Kurden sich als ein Volk, das nicht nur untereinander, sondern auch den Angehörigen anderer Völker in ihren Siedlungsgebieten gegenüber wohlwollend nachbarschaftlich verbunden ist und gute Beziehungen pflegt.

Dass sich eine kurdische Identität entwickelt hat, hängt nicht nur mit den historischen Wurzeln im nomadischen Stammeswesen zusammen, sondern auch mit der Unterdrückung und Fremdherrschaft, denen die Kurden immer wieder ausgesetzt waren und noch sind. Die Kurden haben sich trotz aller Anfeindungen nicht unterworfen, sondern fordern weiterhin ihr Recht auf eine kurdische Identität. Die Mehrheit der Kurden tut dies mit friedlichen Mitteln und reagiert auf die von Machthabern erlebte Gewalt nicht mit Gegengewalt, sondern will Konflikte und Streitigkeiten ohne Waffen oder andere Gewalt beseitigen. Das zeigt den hohen Stellenwert, den der Respekt vor anderen Menschen für sie hat, darum sind Hungerstreik und friedliche Demonstrationen bevorzugte Protestformen. Ihr Glaube, dass friedliches Zusammenleben und sozialer Friede über die Volks- und Religionszugehörigkeit hinaus möglich sind, ist ungebrochen.

Weitgehende Autonomie gibt es aktuell für die Kurden nur in der Autonomen Region Kurdistan im Irak. Dort pflegt und bewahrt die kurdische Regierung auch das kulturelle Erbe der Menschen anderer Volkszugehörigkeit, selbst wenn es nicht mit ihrer eigenen Identität verbunden ist, und führt damit die Auflagen der Regierung aus. Die große Sehnsucht der Kurden bleibt aber ein eigener Staat. Dieser ist jedoch nicht in Sicht.

Ich bin Kurdin aus Syrien und habe mein Volk immer erlebt als eines, in dem die Menschen ein weites Herz haben. Sie heißen alle Menschen willkommen, auch die Menschen anderer Volks- und Religionszugehörigkeit. Sie glauben an ein Land, in dem alle tolerant sind und gut miteinander leben und das so bunt und wundervoll ist wie ein Regenbogen. Auch ich glaube daran, dass Frieden möglich ist. Ich wünsche mir, dass Ihr Euch mit mir für eine Gesellschaft einsetzt, in der sich niemand fürchten muss. Lasst unsere Kleidung die Farben der ganzen Welt widerspiegeln, so bunt wie die Blumen in unberührter Landschaft, und damit die Farbe der Uniformen verdrängen. Lasst unsere Stimmen so klar sein wie die Flüsse in unserer Heimat, wenn wir vom Leben und der Liebe zum Leben singen, und lasst uns dieses Lied gemeinsam schreiben, hoffnungsfroh und immer wieder neu, und das Getöse der Waffen zum Schweigen bringen. Lasst uns Hand in Hand gehen und Ihr werdet merken, dass Vorurteile aus rassistischen, religiösen oder anderen Gründen keinen Wert haben.

Zur Person

Fakhria Abdalla ist 39 Jahre alt und seit 2016 in Deutschland. Sie schreibt gerne Gedichte, aber für WIR HIER war es ihr ein Anliegen, ihre Sicht auf die Situation der Kurden darzustellen.

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