WIR HIER: Artikel von Geflüchteten und Menschen, die schon länger hier leben

Engel auf Erden

Von Homayoun Akbari-Teherani aus Iran

Homayoun Akbari TeheraniMan hört immer, dass Engel irgendwo im Himmel sind und in heiligen Büchern und Märchen vorkommen. Nein, die Engel sind hier, zwischen uns. Man muss nur die Augen aufmachen, um sie zu sehen. Ich habe die Ehre gehabt, ein 6-wöchiges Praktikum im Willkommen-Team Norderstedt absolvieren zu dürfen. In dem Verein habe ich viele Engel kennen gelernt. So ein Engagement, so viel Kraft und Energie, wie ich sie bei den Mitgliedern des Willkommen-Teams und bei der Diakonie gesehen habe, das kann nur eine überirdische Gabe sein.
Ich hoffe, dass die Flüchtlinge die Unterstützung, die sie durch das Willkommen-Team haben, wenn nicht jetzt, dann irgendwann später zu schätzen wissen und nicht für selbstverständlich halten.


Als ich vor 30 Jahren nach Deutschland kam, war das alles anders. Deutschunterricht für Flüchtlinge gab es nur zweimal im Monat für zwei Stunden. Ich bitte hier alle Flüchtlinge, die jetzt vorhandenen zahlreichen Möglichkeiten, Deutsch zu lernen und Deutsch zu üben, zu nutzen! Ihr habt es heute im Vergleich zu mir damals viel einfacher, wenn Ihr die deutsche Sprache lernen wollt! Wäre ich heute ein Flüchtling, würde ich mit Sicherheit alle Möglichkeiten zum Deutschlernen nutzen, denn es beschämte mich, dass ich mich nicht verständigen konnte, vor allem, wenn ich zum Arzt oder zum Amt musste oder persönliche Probleme hatte. Es gab so viele Missverständnisse dadurch!
Was mir passierte, weil ich kein Deutsch sprach und mir niemand etwas erklärte, war zum Beispiel dies: Ich kam fast zu spät zu meiner eigenen Hochzeit… Ich hatte in der Flüchtlingsunterkunft in Coburg eine Frau aus Rumänien kennen gelernt, deren Asylantrag abgelehnt wurde. Weil wir uns liebten, beschlossen wir, dass wir wenigstens heiraten wollten, aber da war sie schon wieder in ihrem Heimatland. Meine Reise dorthin mit der Bahn sollte 17 Stunden dauern, gebraucht habe ich aber drei Tage. Ich hatte nämlich nicht gewusst, dass ich außer einem Visum für Rumänien auch Transit-Visa für Österreich und Ungarn brauchen würde, und es war keiner da, der mitgedacht und mir das ohne Nachfrage gesagt hätte.
Damals musste ich kreativ sein, um möglichst schnell Deutsch zu lernen: Ich habe mich zum Lernen mit meinen Büchern in den Park gesetzt und dann andere Parkbesucher gesucht, die mit mir Deutsch übten. Meist waren es ältere Menschen, die dazu bereit waren oder sich die Zeit nahmen, so wie es auch jetzt im Willkommen-Team ist. Heute versucht das Willkommen-Team Sprachpaten zu organsieren, damit Geflüchtete Deutschsprechen üben können, und das ist großartig.

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