Von André Podszus
Im Jahr 2015 sind sehr viele Geflüchtete nach Deutschland und auch nach Norderstedt gekommen.
Viele Deutsche fanden das nicht gut und sie hatten Angst, dass die Geflüchteten ihnen die Arbeit wegnehmen könnten. Viele arme Menschen fürchteten, dass ihnen der Staat nicht mehr helfen würde, weil es jetzt so viele Geflüchtete gab, denen auch geholfen werden musste. Das hat alles nicht gestimmt, aber man kann auch Angst vor den falschen Dingen haben.
Es gab aber auch sehr viele Deutsche, die bereit waren, den Geflüchteten zu helfen. Manche, weil ihre Religion sagt, dass man Menschen in Not helfen muss, andere haben geholfen weil sie gesehen haben, dass der Staat (also unsere zuständigen Ämter und Behörden) die große Aufgabe nicht alleine lösen konnte.
Bei mir kommt noch ein anderer Grund hinzu: Es hat in der deutschen Geschichte eine Zeit gegeben (1933-1945, „Adolf Hitler“) in der viele Millionen Menschen in Deutschland aus politischen und rassistischen Gründen ermordet worden sind. Und viele weitere Menschen in allen Ländern Europas sind von den Deutschen im 2. Weltkrieg (1939-1945) getötet worden. In dieser Zeit mussten viele Deutsche, die gegen Hitler waren, in fremde Länder fliehen, um ihr Leben zu retten. Und das war sehr schwer, weil niemand diese Deutschen haben wollte.
Für mich ergibt sich daraus eine ganz besondere Verantwortung: Menschen, die durch Krieg oder politische oder religiöse Verfolgung um ihr Leben fürchten, muss in Deutschland geholfen werden!
Und es war wunderbar zu sehen, wie viele andere Norderstedterinnen und Norderstedter auch helfen wollten. Daraus wurde das „Willkommen-Team“. Jeder hat freiwillig so geholfen, wie es seinen Fähigkeiten und seiner freien Zeit entsprach. Und viele Geflüchtete konnten gar nicht glauben, dass diese Helfer nicht bezahlt werden. Das nennt man im Deutschen „ehrenamtlich“: Man bekommt kein Geld für diese Arbeit, sondern nur „Ehre“, also Lob und Anerkennung. (Das Willkommen-Team ist für seine Arbeit später auch mit Auszeichnungen geehrt worden.)
Für mich war und ist es gut und wichtig, ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein.
Ich bin 61 Jahre alt und ich hatte in meiner Heimat Deutschland ein sehr gutes Leben ohne Krieg und Verfolgung. Im Willkommen-Team habe ich Gelegenheit, von meinem großen Glück ein kleines Stück an die Geflüchteten abzugeben, denen es nicht so gut ergangen ist wie mir.
Aber die Probleme sind noch nicht alle gelöst. Immer noch gibt es in Deutschland viele Menschen, die vor den Geflüchteten Angst haben: Weil sie anders aussehen, weil sie eine andere Sprache sprechen oder weil sie eine andere Kultur und andere Gewohnheiten haben.
Mit WIR HIER haben wir eine Möglichkeit, einigen Deutschen diese Angst zu nehmen. Wenn sie die Berichte der Geflüchteten in WIR HIER lesen, wird ihr Herz vielleicht etwas weicher. Dazu möchte ich auch in Zukunft weiter beitragen.
Und ich würde mich sehr freuen, wenn noch viel mehr Geflüchtete bereit wären, für WIR HIER ihre Geschichten zu schreiben. Denn das wäre für mich und alle anderen im Willkommen-Team eine große Ehre.