Von Homayoun Akbar-Teherani aus Iran
Die Erinnerung an den Frühling in Iran ist fest in meinem Körper und meiner Seele verankert und meine Sehnsucht nach ihm ist groß, auch wenn ich seit 1988 in Deutschland bin:
Da sind vor allem die Narzissen. Nirgendwo riechen sie so gut wie in Iran und der Duft ist noch heute in meiner Nase. Sie wachsen auf riesigen Feldern, in kleinen Gärten, auf Fensterbänken und werden als Blumensträuße verschenkt.
Da ist der Geruch nach selbstgebackenen Keksen, wenn meine Mutter und ich zwei, drei Wochen vor dem Nowruz-Fest eine Tante in einer kleinen Stadt besuchten. Der Duft strömte durch die schmalen Gassen und begleitete unseren Gang zum Müller, wo Mandeln für die Plätzchen gemahlen wurden. Und natürlich das Backen selbst in dem riesigen Backofen, der nur vor Festen genutzt wurde.
Da ist überall Bewegung wie bei einem geheimnisvollen Tanz - Gardinen werden zum Waschen abgenommen und flattern im Wind, Teppiche werden geklopft und gewaschen, Häuser und Wohnungen werden geputzt und gestrichen, selbst die Stadtverwaltung beteiligt sich am Frühjahrsputz zum Nowruz-Fest und lässt Straßen reinigen und Fassaden neu streichen.
Der Frühling in Deutschland ist für mich kein Frühling.
Nur der Mai entzückt mich, weil die ersten üppigen Blüten nach dem langen Winter zu sehen sind, und weil Büsche und Bäume ihr Kleid aus grünen Blättern anlegen und Alleen wieder zu lebendigen Tunneln werden.