WIR HIER: Artikel von Geflüchteten und Menschen, die schon länger hier leben

Gemeinsam im Park spielen

Von B.L.
Es ist wunderbar zu sehen, dass sich im Moorbekpark in Norderstedt-Mitte etwas tut: Die dort von der Stadtverwaltung neu konzipierten ‚Aufenthaltsräume‘ werden von der jüngeren Bevölkerung gut angenommen. Besonders auffällig ist, dass sich regelmäßig nach 20 Uhr eine Gruppe eritreischer Geflüchteter im Park einfindet, um auf dem dortigen Beach-Volleyball-Feld miteinander und gegeneinander zu spielen.
Trikots sucht man bei den Spielern vergeblich, sie treten in ihrer normalen Freizeitkleidung an. Sie bilden so viele Mannschaften, wie die Anzahl der Gekommenen hergibt, und spielen dann als Teams gegeneinander. Ein von den Spielern abgestellter Schiedsrichter leitet die Spiele, ruhig, mit Absprachen und unter der Akzeptanz aller Beteiligten. Das klappt so gut, dass er auf eine Pfeife verzichten kann, die eigentlich dazu gehören würde.

Die überwiegend jungen Eritreer kommen per Fahrrad. Hier zeigt sich der Nutzen der über das Willkommen-Team ausgehändigten aufgearbeiteten Räder! Und es ist der Beweis, dass man sich in Norderstedt sehr gut auch über längere Distanzen mit dem Fahrrad fortbewegen kann, denn die Unterkünfte der Spieler liegen nicht ‚gleich um die Ecke‘, sondern in Norderstedt verstreut. Um 22 Uhr wird Schluss gemacht, die Spieler glätten oft noch die Sandfläche des Spielfelds wieder. Sie sammeln ihre mitgebrachten Getränkeflaschen ein und verlassen den Moorbekpark so, wie sie dort gespielt haben: ohne große Lärmbelästigung.
Seitdem sich jedoch einzelne Anwohner*innen in den neuen Häusern am Parkrand über Lärm beschwert haben, beobachtet die Polizei die Einhaltung der Spielzeiten kritisch. Verbieten können sie die abendlichen Spiele so ohne Weiteres nicht, denn nach der Freizeitlärm-Richtlinie des Landes Schleswig-Holsteins dürfen Spiele in öffentlichen Freizeitanlagen zwischen 20 und 22 Uhr stattfinden, sofern ein Geräuschpegel von 45 Dezibel nicht generell überschritten wird. Dabei ist es durchaus zugelassen, dass z. B. kurzfristige Freudenausbrüche für einen gelungenen Satzball oder Punktgewinn den Spitzenpegelwert auf 75 Dezibel erhöhen. Bislang wurde die Geräuschentwicklung jedoch nur subjektiv von den sich beklagenden Anwohner*innen als Lärm eingestuft, eine Messung mit objektiven Ergebnissen hat nicht stattgefunden.
Viele Spaziergänger*innen beobachten mit freundlichen Gesichtern das Treiben dieser eritreischen Gruppe. Sie freuen sich, dass der Park so sinnvoll und so friedlich genutzt wird. Noch besser fände ich es, wenn sich auch Anwohner des Parks oder überhaupt junge Leute zu den eritreischen Spielern gesellen würden. Aufgrund der mittlerweile guten Deutschkenntnisse vieler Geflüchteter stellt die Sprache jedenfalls keine Hürde mehr für eine Verständigung dar. Sie könnten vieles über die Eritreer aus erster Hand erfahren, zum Beispiel, dass viele von ihnen häufig nicht mehr auf Sozialleistungen unseres Staates angewiesen sind, dass es viele gläubige Christen unter ihnen gibt, dass ihnen ihre Community wichtig ist und sie vieles miteinander unternehmen und dass sie ihre Familien vermissen.

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