WIR HIER: Artikel von Geflüchteten und Menschen, die schon länger hier leben

Träume und Ziele

Von Zina Safoyan aus Armenien
ZinaJeder Mensch hat seine Ziele und Träume, und jeder will seine Ziele und Träume erreichen. Ich bin seit zweieinhalb Jahren in Deutschland, in diesem Sommer mache ich meinen Schulabschluss. Seitdem ich 16 Jahre alt bin, arbeite ich neben der Schule an zwei Tagen in der Woche als Aushilfe in einem Supermarkt. Mein Ziel ist zunächst einmal, dass ich in diesem Jahr eine Ausbildung beginne, und mein Traum, dass ich für immer hier in Deutschland bleiben kann.
Ich möchte mich nicht über meine Situation beklagen, denn das hilft nicht. Aber ich muss sagen, dass das alles nicht einfach für mich ist.

Wenn ich über meine Probleme nachdenke, könnte ich endlos weinen, aber was würde das helfen?
Die Probleme in der Sammelunterkunft, in der wir wohnen, machen die Sache nicht besser. Tag und Nacht herrscht dort keine Ruhe, und es ist sehr schwer, sich auf die Hausaufgaben zu konzentrieren. Meine Schulfreundinnen mögen mich dort nicht besuchen, weil wir die Wohnung mit anderen Menschen teilen. Die Mitbewohner verstehen nicht, warum Ordnung und Sauberkeit für meine Mutter und mich so wichtig sind.
Die Arbeit im Supermarkt ist für mich wie Erholung und vor allem lenkt sie mich von meinen Problemen ab. Außerdem bin ich da wie alle anderen, die mit Arbeit ihr Geld verdienen, und nicht „der Flüchtling“.
Ich muss diese schwierige Zeit überstehen, und das kann ich auch, das weiß ich. Ich hoffe, dass Gott mir hilft, wenn ich dafür kämpfe, in meinem Leben etwas zu erreichen. Dafür kämpfen muss ich aber selbst, egal wie schwer diese Zeit für mich ist. Ich muss das schaffen, weil es für mich keinen Weg zurück gibt. Wenn wir immer negativ denken, wird das Ergebnis immer schlecht sein. Also immer positiv denken: „Ich mache meinen Schulabschluss und ich finde einen Ausbildungsplatz“.
Erst hatte ich Arzthelferin werden wollen, aber meine Bewerbungen wurden immer abgelehnt, einmal sogar mit der Begründung, weil ich Ausländerin sei.
Dann habe ich in dem Betrieb, in dem ich als Aushilfe arbeite, einen Ausbildungsplatz zur Kauffrau im Einzelhandel angeboten bekommen, und darüber bin ich sehr froh. Ich musste die Ausländerbehörde fragen, ob sie der Ausbildung zustimmt, weil ich nur eine Duldung habe.
Zum Glück hat die Ausländerbehörde zugestimmt, und nun kann ich im August meine Ausbildung beginnen.
Wie das Gefühl ist, wenn du weißt, dass du in diesem Jahr die Tür von der Schule zu machst und ein neues Leben als Erwachsene beginnst, kann ich nicht beschreiben. Es ist natürlich schön, aber auch ein bisschen anstrengend. Denn du weißt, jetzt kommt die Zeit, in der du ohne die Hilfe der Eltern für dich etwas erreichen und deinen Weg im Leben finden musst.
Ich will ein guter Mensch sein und alles richtig machen, für mich selbst, für meine Eltern und auch für die Leute, die mich kennen und mir vertrauen. Ich wünsche auch allen anderen Schülern, dass sie ihren Abschluss schaffen und ihren eigenen Weg in ihrem Leben finden.
Ich kann nicht garantieren, dass ich in zwei oder drei Jahren alles schaffe oder habe, was ich mir vorgenommen habe oder wovon ich träume. Aber ich kann euch versprechen, dass ich alles dafür

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