Von Weria Ebrahimi aus Iran
Vorweg: Mittlerweile habe ich mit meiner Schwester und zwei Freunden eine Wohnung anmieten können. Ich merke, dass ich mich wohl fühle.
Das war nicht immer so nach meiner Flucht gewesen. Ich habe in verschiedenen Unterkünften in Norderstedt gelebt. Dort teilte ich Wohnung oder Zimmer mit Menschen anderer Nationalität und Sprache. Trotz gleicher Sprache und trotz oft gleichem Herkunftsland hatten alle unterschiedliche Wertvorstellungen und unterschiedliche Ansprüche an Sauberkeit und Ordnung.
Auch die Lebensrhythmen unterschieden sich, so dass es Tag und Nacht laut war. Das alles fand ich schwierig, es trug zu dem Stress durch die Ungewissheit über mein weiteres Schicksal bei. Ich habe mir dann Ziele und Beschäftigungen außerhalb der Unterkunft gesucht, um den Kontakt zur Normalität nicht zu verlieren. Denn wenn man den verliert, verliert man auch das, was man hatte. Zur Ruhe gekommen bin ich erst, als ich zwischendurch elf Monate in der Wohnung des Freundes eines Freundes wohnen konnte, der auf Reisen ging. Hinterher wieder das Leben in einer Unterkunft auszuhalten war schwer, weil sich die Grundproblematik dort ja nicht verändert. Aus dieser Zeit stammt folgender Text: