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Einige Fragen an Weria

Weria

 Einige Fragen an Weria Ebrahimi aus Iran

Susanne Martin: Herr Ebrahimi, Sie haben einen Bachelor in Sportwissenschaft, in Ihrer Heimat als Sportlehrer und Trainer gearbeitet, engagieren sich hier ehrenamtlich als Ko-Trainer bei den Wasserratten Norderstedt und nehmen als Läufer u.a. am Haspa-Marathon teil. Nun haben Sie uns für dieses Heft Gemälde, Zeichnungen und Fotografien zum Abdruck zur Verfügung gestellt. Hat die Kunst Ihre Leidenschaft zum Sport abgelöst?

Weria Ebrahimi: Nein, Sport ist für mich immer noch wichtig. Ich war aber schon in Iran an einem Graphikstudium interessiert. Nach meiner Ankunft in Deutschland im Sommer 2014 habe ich dann festgestellt, dass mir Malen und Zeichnen guttut, und dann ist es meine Leidenschaft geworden, genauso wie das Fotografieren. Ich habe im Malkurs von Malimu in der Freien evangelischen Gemeinde mit Malen angefangen und besuche aktuell für ein Semester das Programm „Artistic and Cultural Orientation“ der Hochschule für bildende Künste Hamburg.

Martin: Das ist natürlich eine große Chance für Sie. Wie sind Sie auf das Programm aufmerksam geworden?

Ebrahimi: Eine Frau vom Willkommen-Team hatte herausgefunden, dass es dieses Programm für Asylsuchende und Geflüchtete gibt, die sich für ein Kunststudium interessieren. Sie hat mir dann auch weitergeholfen. Ich habe meine Arbeiten an der HfBK vorgelegt und bin glücklich, dass ich angenommen wurde, denn es gibt nur 20 Plätze.

Martin: Ist die Teilnahme an dem Programm kostenpflichtig?

Ebrahimi: Die Teilnahme ist gebührenfrei. Aber ich zahle jeden Monat € 61 für die Fahrkarte und das ist für mich viel Geld. Weil ich die günstigste Monatskarte gekauft habe, die man nachmittags zwischen 16 und 18 Uhr nicht benutzen darf, und die Veranstaltungen um 17 Uhr zu Ende sind, muss ich immer eine Stunde für die Fahrt nach Hause warten. Wenn man malen will, ist Geld überhaupt ein Problem. Farben, Pinsel und Leinwände sind teuer. Darum zeichne ich zu Hause nur mit Bleistift auf Druckerpapier. Und das Fotografieren mit dem Handy ist nur ein Notbehelf. Ich bin darum sehr dankbar, dass mir vor vier Wochen eine Frau vom Willkommen-Team zum Ausprobieren eine Digital-Kamera geliehen hat.

Martin: Für ein Kunststudium müssen ja nicht nur Ihre künstlerischen Arbeiten überzeugen, außerdem müssen Sie für ein Hochschulstudium C1-Deutschkenntnisse nachweisen.

Ebrahimi: Ich habe gerade die B2-Prüfung gemacht. C1 wird noch einmal richtig schwer. Aber ich weiß ja, wofür ich Deutsch lerne, und das hilft durchzuhalten.

Martin: Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Ebrahimi. Wir wünschen Ihnen, dass Sie Ihre Ziele erreichen, und zeigen auf den nächsten Seiten noch einige Ihrer Werke.

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