Von Bozan Shikho aus Syrien
Ich bin der trostlosen Situation der Menschen müde, mit denen ich auf der Straße spreche.
Ich bin des Kindes müde, das wollte, dass ich ihm Schokolade kaufe. Bin müde, weil ich es wegen meiner eigenen bedrückenden Lebenslage angeschrien habe. Als ich es später umarmte und mich bei ihm entschuldigte, liefen Tränen über mein Gesicht.
Ich bin des Jugendlichen müde, der mich um Geld für eine Fahrkarte nach Hause bittet, weil ihm die Geldbörse gestohlen wurde. Eigentlich wurde ihm nicht seine Geldbörse gestohlen, sondern sein ganzes Leben. Das hat er nicht erwähnt, weil er trotz des Verlustes etwas Wertvolles und Kostbares bewahrt hat, seine Würde.
Ich bin des Kraftfahrers müde, der über 60 Jahre alt ist und den ganzen Tag arbeitet und seinen Schweiß mit dem Handtuch trocknet. Vielleicht ist es aber kein Schweiß, sondern er ist wie ich des Lebens müde und trocknet seine Tränen.
Ich bin des Mannes müde, der die Frage, warum er nicht verheiratet ist, mit einem Lächeln beantwortet und sagt: Wenn Gott will, werde ich bald heiraten. Und hat noch nicht einmal das Geld für ein paar Zigaretten.
Ich bin des Anblicks des Mädchens müde, das sich hübsch macht und sorgfältig kleidet, damit Männer es bemerken und es eine Braut wird.
Ich bin der Leute müde, die ihre Würde an den Grenzen zum Irak und Libanon oder irgendwo sonst verloren haben, weil sie jeden Tag in Zelten übernachten müssen.
Ich bin des Verhaltens der arabischen Länder gegenüber meinen Leuten in meinem Heimatland müde.
Ich bin der Haltung der Menschen aller Generationen in meinem Heimatland müde. Bin müde ihres Streitens.
Ich bin meines Seelenzustands müde, durch den ich mich an nichts in diesem Land gewöhnen kann.
Ich war derjenige, der einen Stein zum Lachen bringen konnte.
Ich hoffe, dass eines Tages die Konflikte in meinem Heimatland vorbei sein werden.