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Etappen des Wohnens: Ein persönlicher Bericht

Von Roberto Mario

Ich heiße Roberto Mario und komme aus Eritrea. Meine Heimatstadt ist Massava. Ich bin seit drei Jahren und zwei Monaten in Deutschland. Ich habe seitdem in verschiedenen Sammelunterkünften gewohnt. Die beste ist die, in der ich jetzt wohne. Aber nach so langer Zeit ist meine Sehnsucht nach einer eigenen Wohnung groß.
Zuerst habe ich ein Jahr und zwei Monate in der Sammelunterkunft in der Lawaetzstraße gewohnt. Die Häuser sind sehr alt, bestimmt 30 Jahre, und das merkt man an allem. Ich teilte das Zimmer mit zwei Personen und sechs Personen hatten ein Bad und eine Küche.

Dann bin ich in den Harkshörner Weg umgezogen. Die Unterkunft dort bestand aus Containern. Hier teilte ich das Zimmer mit einer anderen Person. Ich konnte nicht schlafen, weil bei Tag und Nacht immer Leute auf dem Gang und in der großen Küche waren und es sehr laut war. Die Küche war für ungefähr 20 Personen. Es gab jeweils einen Herd und einen Kühlschrank für mehrere Personen. Ich musste immer warten, bis ich kochen konnte oder einen Stuhl bekam, manchmal 15 bis 20 Minuten.
Als ich anfing zu arbeiten, musste ich von meinem Lohn für den Platz im möblierten Doppelzimmer und für die Nutzung von Gemeinschaftsküche und -bad 364 Euro an die Stadt Norderstedt zahlen. Ich arbeite schon zwei Jahre und vier Monate.
Als die Unterkunft im Harkshörner Weg aufgelöst wurde, durfte ich in die Sammelunterkunft in der Friedrich-Ebert-Straße umziehen. Ich bekam ein Einzelzimmer. Hier ist es ruhig und nur vier Personen teilen sich Bad und Küche. Das ist auf jeden Fall besser als in den vorherigen Sammelunterkünften! Nach einer neuen Regelung von der Stadt muss man jetzt nur noch 200 Euro bezahlen, wenn man arbeitet. Das ist auch eine gute Veränderung. Noch besser wäre es natürlich, wenn ich endlich eine eigene Wohnung finden würde. Das ist aber extrem schwierig, wie ich gemerkt habe.
Ich suche schon lange eine Wohnung. Mit der Wohnungssuche fing ich gleich an, als ich Arbeit gefunden hatte. Ich habe auf Anzeigen hin angerufen und mir mehrere Male in Begleitung von jemandem vom Willkommen-Team die angebotenen Wohnungen angesehen. Ich habe immer einen Zettel dagelassen mit meinem Namen und meiner Telefonnummer, auch meine Gehaltsbescheinigung. Aber keiner der Wohnungsanbieter hat mich nach dem Besichtigungstermin angerufen. Das liegt wohl nicht daran, dass ich Ausländer bin, denn ich habe deshalb nie negative Bemerkungen in Deutschland gehört. Es gibt wohl einfach sehr viele Menschen, die eine bezahlbare Wohnung in Norderstedt suchen.
Ich lasse mich davon nicht entmutigen. Ich suche weiter nach einer Wohnung, 1 1/2 oder 2 Zimmer würden mir reichen und ich brauche keinen Luxus. Ich will in Deutschland bleiben, vielleicht auch irgendwann heiraten, und ich möchte nicht bis ans Ende meines Lebens in einer Sammelunterkunft wohnen.

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