WIR HIER: Artikel von Geflüchteten und Menschen, die schon länger hier leben

Stadt und Land

Von Mustafa Maai
MustafaMaai

Zweifellos unterscheidet sich die Art des Wohnens von Land zu Land, je nach Umweltbedingungen, gesellschaftlichen Gegebenheiten und dem, was die Bürger*innen mit ‚Leben‘ verbinden. Grundsätzlich aber ist: Das Wohnen der ländlichen Gesellschaft unterscheidet sich von dem der städtischen Gesellschaft, die von Handel, Dienstleistungen und verschiedenen handwerklichen Berufen lebt.
Eine wichtige Rolle für die Art des Wohnens spielen auch die Industrialisierung und die Technologieentwicklung. Ohne diese Faktoren würde es wenig Veränderungen bei der Art des Lebens geben, da es keine Reibung mit der Außenwelt gibt.

Ich werde über meine Erfahrungen und die Realität in der syrischen Gesellschaft aus der Sicht eines Menschen sprechen, der dort auf dem Land lebte. Viele sehen das Leben auf dem Land als eine schöne Zeit, in der alles einfach ist. Auch ich verknüpfe damit viele Träume und Wünsche.
Die Häuser auf dem Land waren aus Lehm und wurden entsprechend der Familiengröße mit zwei und mehr Zimmern gebaut. Die meisten auf dem Land lebenden Menschen hatten Nutztiere, z.B. Milchvieh oder Hühner. Die Tierställe waren außerhalb des Hauses. Um die Häuser und Ställe herum war in der Regel eine Mauer. Sie schützte die Bewohner*innen und die Tiere.
Die Revolution der Technologie beeinflusste auch das Leben der Landbevölkerung schnell und effektiv. Das Wissen der Menschen und ihre Denkweisen veränderten sich durch das Fernsehen und andere Medien.
Mit zunehmender Verbreitung von Wissen unter den Landbewohnern wuchs der Wunsch, sich der städtischen Gesellschaft anzupassen. Damit veränderten sich auch Hausbau und Wohnen auf dem Land: Die Stadtbevölkerung lebte anders und sie lebte in gesünderem Wohnraum. Obwohl die Lehmhäuser gut gegen Hitze und Kälte isolierten, entsprachen sie bald nicht mehr den Bedürfnissen der Menschen auf dem Lande. Die Lehmhäuser boten nicht viel Platz und es fehlte unter anderem der Komfort von Elektrizität.
Man fing also an, auch auf dem Land Häuser aus Zement und Stein zu bauen. Die Verstädterung der Dörfer wurde vorangetrieben durch Elektrizitätswerke, Straßenbauunternehmen und Telefondienstleister. In manchen Fällen waren die Einwohner*innen sogar bereit, die Kosten für den Straßenbelag in ihrem Dorf teilweise oder sogar vollständig zu bezahlen.
In der Vergangenheit, als in den Dörfern diese Infrastruktur nicht zur Verfügung stand, zogen viele Familien in die Stadt oder in ihre Außenbezirke. Das Bemerkenswerte dabei war, dass viele Menschen bei der Ansiedlung in der Stadt ein Stück Land kauften und es in einen Garten oder Park verwandelten, die sie nun in ihrer Freizeit nutzten. Die Liebe zur Natur und zum Pflanzen blieb also trotz des Umzugs in die Stadt erhalten.

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