WIR HIER: Artikel von Geflüchteten und Menschen, die schon länger hier leben

Wohnungsvermittlung

Von Katrin Fasel

Mein Name ist Katrin Fasel und ich arbeite seit August 2017 im Sozialamt der Stadt Norderstedt. Meine Aufgabe ist es, Menschen, die bei uns in den städtischen Unterkünften leben, bei der Wohnungssuche zu unterstützen. Wenn ich von den Menschen in unseren Unterkünften spreche, meine ich damit sowohl Obdachlose als auch Geflüchtete. Aktuell leben in den städtischen Unterkünften etwa 1.250 Menschen und allen ist gemeinsam, dass sie schnellstmöglich in einer eigenen Wohnung leben möchten.

Eine eigene Wohnung bedeutet ein Zuhause zu haben. Zuhause ist für alle Menschen der wichtigste Ort im Leben. In diesem Punkt gibt es keinerlei Unterschied zwischen den Geflüchteten und den deutschen Obdachlosen. Alle sehnen sich nach einem Zuhause außerhalb der Unterkünfte.
Für die Geflüchteten ist eine eigene Wohnung ein Zufluchtsort, aber auch ein Grundstein auf dem wichtigen Weg der Integration. Integration gelingt in einer eigenen Wohnung meist sehr viel schneller. Nachbarschaftskontakte finden sich, Kinder schließen Freundschaften und die deutsche Sprache wird öfter eingesetzt als in den Unterkünften.
Die Obdachlosen sehnen sich nach Beständigkeit. Eine eigene Wohnung bietet einen Rückzugsort und das Gefühl von Normalität.
Das Leben in der Unterkunft kann für die Menschen nur eine Zwischenlösung sein. Die aktuell schwierige Lage auf dem Wohnungsmarkt macht es aber den Menschen fast unmöglich, geeigneten Wohnraum zu finden und dann tatsächlich auch anmieten zu können. Aufgrund der hohen Nachfrage ist die Konkurrenz bei jeder verfügbaren Wohnung sehr hoch. Für Menschen mit Vermittlungshemmnissen ist die Wohnungssuche dadurch extrem langwierig, frustrierend und oft aussichtslos.
Ich versuche Vermittlungshemmnisse abzubauen, indem ich mit den Vermietern in Kontakt trete, Missverständnisse aufkläre und versuche, Vorurteile ab- und Vertrauen aufzubauen. Dies funktioniert nur mit offener und ehrlicher Kommunikation.
Vermieter wünschen sich ein reibungsloses und langfristiges Mietverhältnis. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Menschen eine gute Bleibeperspektive haben und insofern einen entsprechenden Aufenthaltstitel haben.
Ein weiterer wichtiger Punkt für die Vermieter ist, dass sie die Möglichkeit haben, mit ihren Mietern auf Deutsch zu kommunizieren und dass Schreiben und Ankündigungen von den Mietern verstanden werden. Um diese Voraussetzung zu erfüllen, sind zumindest grundlegende Deutschkenntnisse erforderlich.
Ich lerne die Menschen in einem persönlichen Gespräch kennen, mache mir einen Eindruck und höre mir ihre Geschichte an. Um ein möglichst vollständiges Bild von den Menschen zu bekommen, spreche ich mit der hauptamtlichen Betreuung und dem Willkommen-Team und schaue mir die Unterlagen der Bewohner an.
Ich erlebe tagtäglich Menschen, die ihr Bestes geben, um an ihrer schwierigen Lage etwas zu ändern. Dabei erlebe ich natürlich auch Menschen, die aktuell und für den Moment mit dem Leben in einer eigenen Wohnung noch überfordert wären. Es ist wichtig, sich seinen verschiedenen Problemen zu stellen und Lösungen zu finden. Dabei werden die Bewohner der Unterkünfte von der Betreuung unterstützt und werden ggf. an die entsprechenden Beratungsstellen und an Hilfsangebote vermittelt.
Jeder Mensch kann in die schwierige Situation der Obdachlosigkeit geraten. Schwere Schicksalsschläge, Krankheiten, Verschuldung, Krieg und Verfolgung können jeden treffen und nicht jeder hat dann das Glück, von einem stabilen Umfeld aufgefangen zu werden. Den klassischen Obdachlosen gibt es kaum noch. Deswegen ist es umso wichtiger, diesen Menschen eine Chance zu geben.
Bei der Vermittlung achte ich persönlich auf verschiedene Kriterien. Bei den Geflüchteten ist der Aufenthaltstitel eine Voraussetzung für eine Vermittlung. Ich schaue auf die Sprachkenntnisse, das Verhalten in der Unterkunft, die Arbeitssituation, die Integrationsbemühungen und natürlich auch auf die Dringlichkeit der Wohnungssuche, bevor ich in Absprache mit den Betreuern vor Ort entscheide, welche Einzelperson oder welche Familie am besten für ein Wohnungsangebot geeignet ist. Nicht jede Familie passt in jede Wohnung und oft haben die Vermieter ganz andere Vorstellungen davon, wer in der angebotenen Wohnung leben kann, als die Familien selbst.
Meine Aufgabe liegt mir sehr am Herzen. In den letzten eineinhalb Jahren durfte ich viele tolle Menschen kennenlernen und konnte bereits einigen Menschen helfen, in eine eigene Wohnung zu ziehen. Auch nach dem Einzug in die eigene Wohnung halte ich Kontakt zu den Menschen und freue mich jedes Mal zu sehen, wie positiv die Entwicklung der Einzelnen bisher verlaufen ist.
Natürlich würde ich sehr gern noch viel mehr Menschen helfen, die zwar nicht obdachlos sind, aber trotzdem in einer schwierigen Wohnsituation leben. Allerdings ist meine Aufgabe auf diejenigen beschränkt, die bei uns in den städtischen Unterkünften leben. Und wenn man die bereits genannte Zahl von aktuell etwa 1.250 Bewohnern betrachtet, liegt noch viel Arbeit vor mir.
Die Bewohner der Unterkünfte, die Unterstützung bei der Wohnungssuche durch meine Person wünschen, müssen sich an ihre Betreuung vor Ort in der Unterkunft wenden. Die Terminvergabe wird in Abstimmung mit der hauptamtlichen Betreuung vorgenommen.
Wenn sich beim Lesen ein Vermieter angesprochen fühlt und sich vorstellen, kann eine Wohnung an „meine“ Menschen zu vermieten, dann freue ich mich über einen Anruf oder eine E-Mail und wir sprechen über die Möglichkeiten.

Kontakt:
Katrin Fasel, Stadt Norderstedt,
Tel. 040 / 535 95 181
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