Von Klaus Reif, Willkommen-Team
Im März 2018 hat das Willkommen-Team Norderstedt im Rahmen einer „Zukunftswerkstatt“ darüber diskutiert, auf welchen Gebieten ‚unsere‘ Geflüchteten Unterstützung und Hilfe benötigen. Sehr schnell kamen wir dabei auch auf die Probleme zu sprechen, die bei der Integration in den Arbeitsmarkt entstehen. Da wir an diesem Tag nicht alle damit verbundenen Fragestellungen bearbeiten konnten, bildete sich spontan eine Arbeitsgruppe.
Wir treffen uns seitdem etwa alle drei Wochen dienstags um 19 Uhr in Fadens Tannen.
Unsere Arbeitsgruppe bietet Geflüchteten an, sie bei der Suche nach Praktikums-, Ausbildungs- und Arbeitsplätzen zu begleiten. Diese Arbeit leisten wir in Zusammenarbeit u.a. mit der Handelskammer sowie deren Willkommenslotsen, Berufsverbänden, dem Jobcenter, der Agentur für Arbeit und den Coaches des Stellwerkes.
Wenn sich Geflüchtete an uns wenden, schreiben wir zunächst gemeinsam einen Lebenslauf. Um herauszufinden, welchen Beruf der Geflüchtete gern ausüben würde, starten wir eine Kompetenz-ermittlung. Hierzu berücksichtigen wir Ausbildungen im Heimatland und/oder in Deutschland, die Kenntnisse der deutschen Sprache sowie die individuellen Interessen. Dabei müssen wir immer wieder feststellen, dass die Geflüchteten zum Teil nur sehr vage Vorstellungen davon haben, was sie machen wollen und welche Anforderungen an einen Job oder auch eine Ausbildung gestellt werden.
Das A und O sind Deutschkenntnisse. Wer eine Ausbildung inklusive Besuch der Berufsschule anstrebt, muss mindesten über Deutschkenntnisse auf dem Niveau B1, besser noch B2, verfügen. Es fällt uns oft nicht leicht, einem arbeitswilligen Menschen klar zu machen, dass er entweder noch weitere Sprachkurse besuchen oder sich mit weniger qualifizierten Jobs abfinden muss.
Mit welchen Methoden versuchen wir, die persönliche und berufliche Kompetenz abzuschätzen? In einfachen Fällen reichen schon die Angaben der Kandidaten, wenn sie umfangreich genug und in sich schlüssig sind. Bei Menschen mit sprachlichen Defiziten benutzen wir sogenannte Wimmelbilder. Mit diesen Zeichnungen aus Bilderbüchern können wir anschaulich zeigen, welche Tätigkeiten es in Deutschland gibt.
Anspruchsvoller sind die von der Bertelsmann Stiftung entwickelten Kompetenzkarten für die Berufs- und Migrationsberatung. Dahinter verbirgt sich ein Paket von 46 Karten, die mit einfachen Grafiken und in mehreren Sprachen unterschiedliche Fähigkeiten und persönliche Eigenschaften abfragen.
Besonders komfortabel ist der Internet-Fragenkatalog www.whatchado.com/de.
Reicht die vorhandene Kompetenz für eine Integration in den Arbeitsmarkt nicht aus, versuchen wir, notwendige Fähigkeiten zu fördern. Wir stellen z.B. Anträge für Nachhilfestunden bei Berufsschulen oder für weiterführende Sprach- oder Fachkurse. Manchmal beantragen wir auch die Übernahme von Kosten für die Übersetzung von Zeugnissen und Diplomen.
Sind die Kompetenzen und Neigungen geklärt, können wir an die Bewerbungsschreiben gehen. Hat der Bewerber schon ein spezielles Job-Angebot im Auge, prüfen wir die Voraussetzungen dafür und gleichen ggf. das Angebot mit den Ergebnissen der Kompetenzermittlung ab. Sucht der Bewerber noch, versuchen wir, ihm dabei zu helfen.
Viele von uns haben Kontakte zu Firmen und Organisationen. Hier bestehen durchaus Überschneidungen mit der Arbeit des Jobcenters und der Bundesanstalt für Arbeit, wobei wir uns aber nicht als deren Konkurrenten, sondern lediglich als Unterstützer verstehen. Sollte es zu einem Vorstellungsgespräch kommen, informieren wir, wie so etwas abläuft. Auf Wunsch nehmen wir auch an Bewerbungsgesprächen teil.