WIR HIER: Artikel von Geflüchteten und Menschen, die schon länger hier leben

Ausbildung und Arbeit in Deutschland

Von Habibola Samadi aus Afghanistan
HabibolaSamadi
Eine Ausbildung und Arbeit in Deutschland ist ganz anders als in anderen Ländern. Die Ausbildungszeit für die meisten Berufe beträgt drei Jahre. In dieser Zeit erlernt man die praktischen und theoretischen Fertigkeiten, die man für den künftigen Beruf braucht.
Den praktischen Teil erlernt man üblicherweise in denjenigen Tagen, die man auf der Arbeit verbringt, den theoretischen Teil während des Berufsschulunterrichts, der an ein bis zwei Tagen in der Woche stattfindet. Das heißt aber auch, dass man gutes Deutsch (mindestens B1, eher B2) können muss. Und man muss immer weiter dazulernen, auch weil jeder Beruf ja seine Fachsprache hat und sich unsere Kulturen sehr unterscheiden. Je mehr man während der Ausbildung lernt, desto besser sind später die Aufstiegsmöglichkeiten.

Dadurch kann man auch mehr Geld verdienen, was für eine sicherere Zukunft sorgt. Nicht anerkannte Flüchtlinge können die Ausbildungsduldung für fünf Jahre (3 Jahre Lehre + 2 Jahre anschließende Arbeit) bekommen, wenn sie einen Ausbildungsplatz nachweisen können. Da das deutsche Ausbildungsmodell weltweit sehr geschätzt wird und anerkannt ist, stehen einem die Türen auf der ganzen Welt offen. Deutsches Personal wird in vielen Ländern gerne gesehen.
Als ich im Februar 2014 nach Deutschland gekommen bin, gab es hier für Flüchtlinge aus Afghanistan kaum Deutschkurse, da die Perspektive, hier bleiben zu dürfen, sehr gering war. Meine ersten Deutschkenntnisse sammelte ich beim Fernsehen. Außerdem habe ich auf der Straße Menschen angesprochen und ihnen gesagt, dass ich gerne Deutsch mit ihnen sprechen möchte. Oder ich bin, da ich kein Internet hatte, den ganzen Tag mit Bus und Bahn gefahren, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Ich wollte wirklich jede Chance nutzen, um die Sprache besser zu lernen.
Bevor ich meine Ausbildung 2017 bei der Lüdemann & Zankel AG in Henstedt-Ulzburg begonnen habe, musste ich viele Praktika in Werkstätten oder Autolackierereien machen. Ich habe mir jede Praktikumsstelle selbst gesucht, auch wenn das nicht immer einfach war. Um unabhängig vom Sozialamt zu sein, habe ich ein Jahr in einer Autowaschstraße gearbeitet - bis Herr Hartmut Rothfritz vom Willkommen-Team mir dann geholfen hat, die Lehrstelle als Kfz-Mechatroniker zu finden.
Die Ausbildungszeit als Kfz-Mechatroniker beträgt im Vergleich zu den meisten anderen Ausbildungen sogar dreieinhalb Jahre. Wenn in anderen Lehrberufen ab dem zweiten Lehrjahr nur noch ein Berufsschultag auf dem Plan steht, sind es bei uns nach wie vor zwei. Zusätzlich gehe ich noch einmal in der Woche zur Nachhilfe und besuche an drei Abenden in der Woche die Volkshochschule, um mein Deutsch zu verbessern und das „Niveau B2“ zu erreichen.
Ich kann jedem nur empfehlen, eine Ausbildung in Deutschland zu machen und sich anzustrengen, wenn ihr euch hier wohlfühlen und gerne bleiben möchtet. Es sichert nicht nur eure Zukunft, ihr seid dann auch ein anerkannter Teil dieser Gesellschaft.
Abschließend möchte ich sagen, dass ich sehr froh bin über die Chance, die mir gegeben wurde. Meine Vorgesetzten Herr Lüdemann und Herr Stubbe sowie meine Arbeitskollegen sind wirklich sehr nett und helfen mir, wenn ich ihre Hilfe benötige.

Schlagwörter:

WIR HIER Herausgeber

Willkommen-Team Norderstedt e.V. und
Flüchtings und Migrationsarbeit Norderstedt in Trägerschaft des Diakonischen Werks Hamburg-West/ Südholstein.

Redaktionsanschrift
Fadens Tannen 30, 22844 Norderstedt
E-Mail: magazin@willkommen-team.org
Tel: 040 / 63861261

Urheberrechtshinweise

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder und
verbleiben mit allen Rechten bei den Autor/innen.
Die Porträt-Fotos stammen aus Privatbesitz bzw. von Srapion Gevorgyan.
Vervielfältigung und Verbreitung nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion bzw. der Rechteinhaber.

Webdesign

© 2017 Willkommen-Team Norderstedt e.V.